Die Geburt des Haahepper-Festivals ist nicht unbefleckt, sie hat einen Makel. Die Idee dazu entstand in Offenbach, in Mittenaar-Offenbach.

Die Idee zum Haahepper-Festival entsprang allerdings Ballersbacher Köpfen, die in der Fremde Silvester feierten.

In der Nacht zwischen 1982 und 1983 wurde das zur damaligen Zeit angesagteste Getränk der Mittenaarer Szene getrunken. Frankenheimer Alt aus Düsseldorf. Und eine Handvoll Leute, von denen die Ältesten schon das dreißigste Lebensjahr erreicht hatten und die Jüngsten gerade dem Mofa entwachsen waren, beschlossen, dieses Getränk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Nach sechsmonatiger Schwangerschaft konnte dann endlich eine Ford-Capri-Kofferraumladung aus Düsseldorf importiertes Frankenheimer Alt den Gästen des ersten Haahepper-Festivals angeboten werden. Als Theke diente schon damals ein Baugerüst (allerdings nur einstöckig und nur zwei Felder lang) und die Musik kam von Tonträgern aus Vinyl, die man Schallplatten nannte. Diese Schallplatten wurden von Geräten abgespielt, die zu diesem Anlass das erste Mal das heimische Wohnzimmer verlassen durften.

Das Haahepper sollte ja ein breites Publikum ansprechen. Deswegen wurde zum offiziellen Beginn des Haaheppers Michael Jackson gespielt. Allerdings fielen die Veranstalter nach kürzester Zeit in alte Muster zurück und spielten Musik von unvergessenen Bands wie Led Zepplin, Queen, AC/DC und vielen anderen.

Obwohl die Geschichte des Haahepper eine Erfolgsgeschichte ist, ist sie nicht frei von Rückschlägen. So führte das schlechte Wetter beim dritten Haahepper 1985 dazu, dass die Veranstalter nicht wenige DM drauflegen mussten. (DM war die damalige Währung und war ungefähr so viel wert wie ein Euro.) Schlechtes Wetter sollte später beim 10. Haahepper dann auch die nächste Krise auslösen. Dazu aber später mehr.

Bis auf den Rückschlag 1985 wuchs das Haahepper aber stetig. Die Fahrzeuge, mit denen das Frankenheimer Alt jährlich herangeschafft werden musste, wurden immer größer und die ursprünglichen Veranstalter nahmen andere Ballersbacher Jugendliche in ihr Team auf. Das sechste Haahepper 1988 war dann das erste Jahr in dem diese Jugendlichen, die sich selbst Feldbrenner nannten, das Gros der Organisation übernahmen und die Gründergeneration ablösten.

Unter der Regie der Feldbrenner wurde die Dauer eines Haaheppers auf zwei Tage verlängert. Die Theke wurde von Jahr zu Jahr größer und immer mehr Ballersbacher mussten zum Dienst verpflichtet werden. Schon damals wurde der Gewinn gespendet. Meist war der Ballersbacher Kindergarten der Nutznießer, aber auch der TSV Ballersbach und die Kinderherzstation Gießen.  Außerdem wurden damals auch noch feste Nahrungsmittel hinter der Theke zubereitet – Bockwürstchen. 1990 wurde die erste Haahepper-Anlage gebaut, die auch dann die Haahepper begleitete, die sich mit Grüns Stadtbus zu Westernhagen ins Frankfurter Waldstadion aufmachten.

Viele sind sich einig, dass das zehnte Haahepper 1992, das beste Haahepper war. Diesmal lies sich das Publikum trotz Starkregens in allen zwei Nächten nicht vom feiern abhalten. Manchen war dann auch der

Samstagnachmittag, an dem es nicht regnete zu trocken, sodass sie mit Schmierseife behandelt auf Plastikplanen den Hang runter rutschten. Das Thekenpersonal war so motiviert, dass Kistenketten über 20 m keine Probleme darstellten. Und vom Musikturm aus, der in jenem Jahr zum ersten Mal errichtet wurde, konnte man unzählige klatschnasse und fröhliche Menschen beobachten, die zu Musik von Judas Priest, Accept, Metallica, DAD, Westernhagen u.v.a. tanzten. Außerdem gab es eine Tombola, bei der eine Ballonfahrt und viele der begehrten Haahepper-T-Shirts gewonnen werden konnten.

Das böse Erwachen kam dann am Sonntagmorgen. Da das Flaschenpfand sehr gering war, mussten tausende von Flaschen aus 20 cm tiefen Schlamm gegraben werden, der zwei Tage vorher noch eine Wiese war. Außerdem konnten Polizei und Rettungswagen wegen des Morasts und den frei geparkten Fahrzeugen der Gäste nicht auf den Sportplatz gelangen. Und zum ersten Mal wurde ein Lautstärkepegel erreicht, der manchen Herbornern negativ aufstieß. Polizei, Gemeinde, untere Naturschutzbehörde (UNB) und Privatpersonen engagierten sich, dem Haahepper ein Ende zu setzen. Die Folge war, dass statt dem 12. Haahepper eine große Geburtstagsfeier zelebriert wurde.

Um den Feinden des Haaheppers besser begegnen zu können wurde 1993 der Haahepperverein ins Leben gerufen, der 1995 ins Vereinsregister eingetragen wurde und vom Finanzamt die Gemeinnützigkeit bescheinigt bekam (siehe Beitrag zur Vereinsgründung). Ganz nebenbei fand durch die Gründung des Vereins auch der zweite Generationenwechsel statt. Jüngere Persönlichkeiten wurden in den Vorstand aufgenommen und teilten sich fortan die Organisationsarbeit mit alten Recken.

Um den Status der Gemeinnützigkeit zu erreichen wurden damals viele Dinge angeleiert, die zum Teil heute noch Bestand haben. So wurde das Haahepper-Grundstück gekauft, auf dem die Ballersbacher Jugendlichen zusammenkommen können. Haahepper-Zelte wurden angeschafft, Indiacaturniere und die erste Kanutour auf der Lahn organisiert. Nicht zuletzt fand 1995 das erste Kinderfest statt, das seitdem jedes Jahr nicht nur die Kinder der Mittenaarer Ferienpassaktion erfreut.

Dass 1995 das 13. Haahepper wieder den Segen der UNB bekam, wurde bestimmt auch durch die  Unterschriftenaktion, die 1994 durchgeführt wurde, und dem Machtwechsel im Bicker Rathaus begünstigt. Außerdem stieg das Haahepper jetzt zeitgleich mit dem Herborner Sommerfest, damit die Herborner wegen ihres eigenen Krachs unsere dezente Musik nicht mehr hören konnten und die Parkplatzsituation nicht mehr ganz so kritisch war.

Nachdem diese Probleme gelöst waren, wurden das Haahepper und das Kinderfest mit schöner Regelmäßigkeit durchgeführt. Die Musik änderte sich von Jahr zu Jahr. Manche Gäste kamen zum letzten Mal, andere zum ersten Mal. Mal schien die Sonne und mal regnete es. Aus Papierbons wurden GHC (Grüne-Haahepper-Chips), die später aus gegebenem Anlass durch RHC (Rote-Haahepper-Chips) ergänzt wurden. Obwohl hier und da aus unterschiedlichsten Gründen Blut floss oder Dinge beschädigt wurden, ist das Haahepper auch nach Einschätzung der Polizei eine der friedlichsten Veranstaltungen des Lahn-Dill-Kreises. Direkt hinter der Jahrestagung der Wallenfelser Numismatiker.

Zum 20. Haahepper 2002 wurde zum ersten Mal länger als zehn Minuten Live-Musik gemacht. Auf einer eigens errichteten Bühne spielten „Ons Step Closer“, „Peaches ‚n’ Cream“ und „Eve“. Obwohl das Konzert vom Publikum gut aufgenommen wurde, wurde sich, aus organisatorischen Gründen darauf geeinigt, sich solche spektakulären Auftritte für Jubiläen aufzusparen. Und dieses Jahr ist es wieder soweit. Wie schon beim 20sten Jubiläum wird wieder zusätzlich zur Konserve von echten Menschen in Echtzeit Musik gemacht. Und wenn wir den dritten Generationenwechsel in der Führungsebene hinkriegen und sich 150 Leute für die Arbeit vor und hinter der Theke begeistern können, findet 2008 vielleicht sogar das 26ste Haahepper statt. Und wenn nicht, haben wir ja immer noch die Rocknacht, die nicht ganz so personalintensiv ist und immerhin schon seit 2001 die Freunde der Live-Musik begeistert.

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